Bonn (KNA) Neuer Anlauf für Frieden im Jemen.
Der neue UN-Sonderbeauftragte für den Jemen Martin Griffiths könnte nach Ansicht von Experten neuen Schwung in die festgefahrenen Verhandlungen für einen Frieden in dem Bürgerkriegsland bringen. Bei dem Briten handle es sich um einen erfahrenen und ehrgeizigen Vermittler, der darüber hinaus das Gewicht Großbritanniens mit in die Verhandlungen bringe, sagte die Leiterin des „Center for Applied Research in Partnership with the Orient“ (CARPO), Marie-Christine Heinze, am Donnerstagabend in Bonn. Griffiths ist Gründer des Zentrums für Humanitären Dialog in Genf und wurde 2014 erster Leiter des Europäischen Instituts für Frieden in Brüssel.
Er beriet unter anderem UN-Vertreter bei dem Konflikt in Syrien. Der 66-Jährige folgt auf den Mauretanier Ismail Ould Sheik Ahmed, der nach fast drei Jahren als UN-Sonderbeauftragter seinen Rückzug angekündigt hatte. Nach den Worten von Islamwissenschaftlerin Heinze ist die Lage im Jemen verfahren. Die Regionalmächte seien selbst mehr oder weniger in den Krieg involviert; auswärtige Staaten wie Deutschland scheuten offenbar das Risiko, als Vermittler in dem Konflikt aufzutreten. “Es bleiben die Vereinten Nationen”, so Heinze.
Problematisch allerdings sei, dass die einzige Resolution des UNSicherheitsrates 2015 beschlossen wurde, dem Jahr, in dem Saudi-Arabien in den Konflikt eingriff. Der UN-Sondergesandte, so Heinze, habe sich in diesem Rahmen zu bewegen, der allerdings einseitig zulasten der Huthis im Jemen ausfalle und – wie von der international anerkannten Regierung als Voraussetzung für den Beginn von Verhandlungen zugrunde gelegt – praktisch deren Kapitulation verlange. Eine neue Resolution sei deswegen dringend notwendig, auch um die Möglichkeiten von Griffiths zu stärken.
Die aus dem Norden des Jemen stammenden Huthis gerieten bereits 2004 in Konflikt mit der Zentralregierung; seither flackerten immer wieder Aufstände auf, die sich schließlich zu einem dauerhaften Konflikt ausweiteten, an dem sich eine von Saudi-Arabien geführte Koalition seit März 2015 mit Militärschlägen aus der Luft beteiligt.
Die Saudis werfen dem Iran vor, die Huthis zu unterstützen. In welchem Umfang dies tatsächlich erfolgt, ist aus Sicht des Iran-Experten Adnan Tabatabai fraglich. Dem Iran gehe es hauptsächlich darum, den Rivalen Saudi-Arabien in Schach zu halten und den Seeweg entlang der jemenitischen Küste für Öltransporte freizuhalten. Als Mittler komme der Iran nicht infrage, so der CARPO-Mitarbeiter. Diese Darstellung bestätigte der Islamwissenschaftler Sebastian Sons.
In Saudi-Arabien habe die anti-iranische Haltung massiv zugenommen und werde von Kronprinz Mohammed bin Salman in populistischer Weise ausgeschlachtet, so der Experte für Saudi-Arabien bei CARPO und der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin. Eine Sonderrolle könnte nach Ansicht der Experten der Oman spielen. Das Land verfolgt einen eigenständigen Kurs auf der Arabischen Halbinsel und unterhält Beziehungen zu den Huthis. “Wichtig wäre, dass Huthis und Saudi-Arabien im Jemen endlich einmal direkt miteinander sprechen”, umschrieb Heinze die Hoffnung, den Konflikt einer Lösung näherzubringen. Dafür brauche es aber auf jeden Fall langen Atem.
(KNA – sknkt-89-00020)