Köln (KNA) Die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor hat die Wichtigkeit von schulischer Aufklärung gegen Antisemitismus betont.
Schüler wüssten oft nicht, welche Tragweite die Verwendung des Wortes “Jude” als Schimpfwort habe, sagte sie am Montag dem Kölner domradio. Für die Schüler seien die Beleidigungen oft “blöd rausgehauene Sprüche”. Sie negierten in diesem Kontext aber die Verbrechen des Nationalsozialismus. “Damit sie das Ausmaß wirklich verstehen, muss alles sehr genau und ausführlich mit den Schülerinnen und Schülern besprochen werden”, sagte Kaddor.
Ausdrücke wie “du Jude” oder “du Scheißjude” kämen häufiger von Kindern arabischer Abstammung, sagte Kaddor. Diese hätten aufgrund ihrer Sozialisation vor allem den Nahostkonflikt im Hinterkopf und meinten aus dieser Motivation heraus, Juden beleidigen zu müssen. Es gebe aber auch deutschstämmige Schüler, die dieselben Ausdrücke verwendeten.
Kaddor, die auch Lehrerin ist, führt derzeit das Präventions-Programm “Extreme out – Empowerment statt Antisemitismus” an einer Schule in Duisburg-Marxloh durch. Bei dem vorwiegend von muslimischen Schülern besuchten Projekt geht es um die Geschichte des Antisemitismus und des Judentums sowie um die Frage, warum Menschen Identität durch Abgrenzung suchen.
Die aktuelle Debatte über Gewalt und religiöses Mobbing war durch Berichte über einen Vorgang an einer Berliner Grundschule ausgelöst worden. Demnach griffen muslimische Schüler ein jüdisches Mädchen an, “weil sie nicht an Allah glaubt”. Zuvor habe ein Schüler auf die Angabe des Mädchens, sie sei Jüdin, das Wort “Jude” mehrfach in bedrohlichem Tonfall wiederholt. Das Mädchen sei zudem schon einmal mit dem Tode bedroht worden.
(KNA – skokt-89-00141)