Bielefeld/Herford (KNA) Ein Video aus der Herforder Ditib-Moschee mit marschierenden Kindern in Militäruniformen ist auf Unverständnis bei der nordrhein-westfälischen Landesregierung gestoßen.
“Die Bilder aus der Ditib-Moschee sind verstörend und völlig inakzeptabel”, sagte Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) der Tageszeitung “Neue Westfälische” (Freitag). “Der Vorfall bestärkt uns in unseren Befürchtungen, dass die Ditib in NRW im politischen Interesse der türkischen Regierung agiert.” Er forderte vom Landes- und Bundesverband des deutsch-türkischen Moscheeverbandes eine unmissverständliche Distanzierung von den Geschehnissen.
Das über Facebook verbreitete und inzwischen gelöschte Video zeigt eine Kinder-Aufführung zum “Tag der Gefallenen”, der in der Türkei am 18. März als Feiertag begangen wird. In der rund vierminütigen Aufnahme, die sich auch über WhatsApp verbreitete, marschieren Kinder in Militäruniformen, auf der die türkische Flagge prangt. Dabei halten sie Spielzeuggewehre in der Hand. Ein als Vorgesetzter agierendes Kind gibt Befehle wie “Stillgestanden” und “Rührt euch”.
Der in Köln ansässige Ditib-Bundesverband reagierte am Freitagabend mit einer inhaltlichen Stellungnahme und sprach von einer “unangemessenen Vorführung”. Die Verantwortlichen in Herford seien zum Rücktritt aufgefordert worden. Für die Aufführung habe der Ortsverein den Elternbeauftragten verantwortlich gemacht, der inzwischen zurückgetreten sei.
Auch die Ditib in Herford bedauerte den Vorfall. Es werde dafür Sorge getragen, “dass sich sowas nicht wiederholt”. Auch die Gemeinde sei von der Darbietung überrascht worden.
Das für die Aufführung zuständige Gemeindemitglied sei kurzfristig schwer erkrankt, so dass die übliche Qualitätskontrolle nicht stattgefunden habe.
Das NRW-Familienministerium erklärte, aus Sicht der Kinder- und Jugendhilfe stünden die Bilder dem Geiste einer gewaltfreien Erziehung in besonders heftiger Art und Weise entgegen. Die UN Kinderrechtskonvention ächte die Rekrutierung von Kindern. Ihre Beteiligung an bewaffneten Konflikten sowie eine Zwangsrekrutierung von Unter-18-Jährigen sei verboten. Die Bilder aus Herford erweckten jedoch den Eindruck, dass genau eine solche Beteiligung an bewaffneten Konflikten von Kindern geübt werde. Die Frage der Kindeswohlgefährdung sei vom Jugendamt zu prüfen.
Der Ditib-Landesverband erklärte dem Bielefelder “Westfalen-Blatt”, das Video sei zum Gedenken an die Schlacht von Gallipoli entstanden, bei der die Osmanen 1915 unter großen Verlusten die angreifenden Engländer und Franzosen besiegt hätten. Daran erinnere der “Tag der Gefallenen” am 18. März.
(KNA – skoln-89-00138)