Aachen (KNA) Taufen von Flüchtlingen müssen nach Einschätzung des Theologen und Orientalisten Harald Suermann äußert sensibel begleitet werden. Sehr schnelle Taufen, wie sie bei manchen Freikirchen erfolgten, seien “problematisch”, sagte er im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Suermann ist Direktor des Missionswissenschaftlichen Instituts Missio in Aachen.
Kritik an der “Glaubensprüfung” von Asylbewerbern durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) sei nachvollziehbar, fügte Suermann hinzu. Niemand könne wissen, “was jemand anderes glaubt – man kann höchstens eine Wahrscheinlichkeit vermuten”. Insofern sei es hilfreich, dass neuerdings Geistliche die Betroffenen zur Prüfung begleiten dürften.
Schwierig bleibe jedoch die Kommunikation, so Suermann: “Übersetzen muss jemand, der die Materie versteht.” Die arabische oder auch die iranische Sprache seien “nicht unbedingt dafür geeignet, die Glaubenswelt des Christentums zu beschreiben”. Zudem präge das Bild vom Christentum als Buchreligion die Menschen aus muslimischen Ländern. “In vielen Fällen löst die Begegnung mit Christen und Christus eine Konversion aus”, sagte der Experte. “Im Islam steht die persönliche Begegnung dagegen meist im Hintergrund, wichtiger ist das Befolgen von Regeln.”
Um solch verschiedene Wahrnehmungen in der Religion zu erkennen und zu verstehen, sei es “ein guter Ansatz, dass Islamische Theologie inzwischen an deutschen Instituten gelehrt wird und die Wissenschaftler dort im Austausch mit anderen Theologen sind”, betonte Suermann. Es sei sehr wertvoll, dass dort auch Imame ausgebildet würden, die später etwa in der Krankenhausseelsorge tätig seien: “Denn wir brauchen den Austausch nicht nur auf akademischer Ebene, sondern auch an der Basis.”
(KNA – skrkq-89-00050)