Rom (KNA) Die Nummer zwei des Vatikan fordert von der Politik Verantwortung im Umgang mit der Migrationsfrage. Aufgabe der Politik sei es zu regieren und Probleme zu lösen, “ohne Ängste zu schüren, die dann Quelle von Hass und Gewalt werden”, sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in einem italienischen Interview, aus dem der Pressedienst SIR (Mittwoch) zitiert.
Barrieren zu errichten, sei genauso falsch wie eine Aufnahme von Migranten ohne wirksame politische Integrationsmaßnahmen. Es brauche eine “intelligente Zusammenarbeit zur Sicherheit aller, der Migranten, die aufgenommen werden, wie der Staaten, die aufnehmen”, so Parolin. “Ein Europa, das sich zu sehr um Finanz- und Wirtschaftsfragen sorgt oder eine wichtige Frage wie Migration ausschließlich nach Zahlen angeht, ist dazu verurteilt, in Schwierigkeiten zu geraten”, sagte der Kardinal.
Mit Blick auf weltweite Krisen sagte Parolin, die Lage sei “nicht ermutigend”, besonders im Nahen Osten. Alle Machthaber rief er auf, sich für Frieden einzusetzen, statt eigene Interessen zu verfolgen. Die Christen hätten im Nahen Osten immer eine tragende Rolle gespielt und könnten dort immer noch einen bedeutenden Beitrag leisten.
Sorge bereitet dem Heiligen Stuhl laut Parolin, dass die Zahl der Christen vor Ort aufgrund von Kriegen und einer “Verbreitung radikal islamistischer Ideologien” radikal schwinde. Diese Frage müsse “jeden sorgen, dem die Zukunft der Region und der gesamten Menschheit am Herzen liegt”.
Parolin äußert sich im Interview auch zu sexuellem Missbrauch in der Kirche. Die ganze Kirche sei zu “vertieftem Nachdenken” gerufen, um dieses “Krebsgeschwür” zu bekämpfen. Keiner dürfe glauben, “sich der ersten Pflicht, die Opfer zu schützen, entziehen zu können”, so Parolin. Papst Franziskus habe eine “Reihe konkreter Maßnahmen” veranlasst, um Machtmissbrauch zu verhindern. Es sei “mehr als gebührend, das Böse mit allen verfügbaren Mitteln anzugehen, beginnend mit einer besonderen Ausbildung des Klerus”.
(KNA - tklmn-89-00143) Foto: geralt/Pixabay