Wiesbaden (KNA) Das Land Hessen setzt die geplante Ausweitung des in Zusammenarbeit mit dem deutsch-türkischen Moscheeverband Ditib erteilten islamischen Religionsunterrichts aus. Grund seien weiterhin bestehende deutliche Zweifel an der grundsätzlichen Eignung von Ditib Hessen als Kooperationspartner, erklärte Kultusminister Alexander Lorz (CDU) am Mittwoch in Wiesbaden.
Obwohl Ditib Hessen Ende 2018 seine Satzung geändert und damit auf Kritik einer zu großen Einflussnahme durch die türkische Regierung reagiert hatte, sei eine hinreichende Unabhängigkeit von Ankara nicht unter Beweis gestellt worden. Sollten die Zweifel nicht ausgeräumt werden, werde man die Zusammenarbeit mit Ditib noch 2019 endgültig beenden.
Lorz hob hervor, dass weiterhin grundlegende Zweifel und offene Fragen zur Beziehung von Ditib Hessen zur türkischen Religionsbehörde Diyanet und zum Ditib-Bundesverband in Köln bestünden. “Daher haben wir uns als staatliche Schulaufsicht entschieden, bis zur endgültigen Klärung dieser Fragen einerseits das bisherige Angebot strikt auf den jetzigen Bestand zu begrenzen und andererseits ein neues Unterrichtsangebot in alleiniger staatlicher Verantwortung ab der Klasse 7 an ausgewählten Standorten zu erproben.” Der islamische Religionsunterricht werde in den Jahrgangsstufen 1 bis 6 zusammen mit Ditib vorerst fortgeführt.
Im Dezember 2018 hatte der Ditib-Landesvorsitzende Salih Özkan gesagt, dass die türkische Religionsbehörde in der neuen Satzung kein Mitspracherecht mehr bei der Besetzung des DitibLandesvorstands habe. Zudem könne der Ditib-Bundesverband keinen Landeskoordinator mehr entsenden. Das hessische Kultusministerium betonte nun, dass auch nach der Satzungsänderung Unklarheiten bestünden. Dies beziehe sich auch auf die Qualifikation von Mitgliedern der DitibKommission für den Religionsunterricht.
Hessen hatte im Schuljahr 2013/14 als erstes Bundesland den bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterricht eingeführt. Die Ditib hat dabei Einfluss auf die Lehrpläne und die Lehrerlaubnis für die Lehrkräfte. Mit rund 900 Gemeinden ist die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) der größte islamische Einzelverband in Deutschland.
(KNA - tkmmk-89-00166) Foto: Monoar/Pixabay