Berlin (KNA) Der evangelische Pfarrer und ehemalige SPD-Politiker Steffen Reiche kritisiert Bundespräsident Frank Walter Steinmeier wegen seiner Glückwünsche an den Iran zum 40. Jahrestag der Revolution.
Er forderte, ihn nicht zum Evangelischen Kirchentag im Juni in Dortmund einzuladen. “Zum ersten Mal schäme ich mich für den ersten Mann meines Staates”, schreibt der ehemalige brandenburgische Minister in einem Gastbeitrag für die “Welt” (Donnerstag). “Der Evangelische Kirchentag sollte ihn nicht einladen. Und wenn er kommt, sollten wir alle ihm Plakate entgegenhalten: Nicht in meinem Namen.”
“Wenn ein Bundespräsident, der zudem auch Christ ist, denen gratuliert, die 40 Jahre den Namen Gottes in den Schmutz ziehen, indem sie Menschen verfolgen, die nichts wollen, als ihre Menschen-
rechte zu leben, dann ist nicht nur Zorn, sondern auch Scham geboten”, so Reiche, der Pfarrer der Gemeinde Berlin-Nikolassee ist. Wenn Steinmeier den Dialog mit dem Iran unterstützen wolle, um den Frieden zu stärken, “hätte er nur dem iranischen Volk alles Gute wünschen können an diesem Trauertag”.
Nach der Kritik des Zentralrats der Juden hatte Steinmeier am Montag mit Zentralratspräsident Josef Schuster telefoniert und zugleich sein Glückwunsch-Telegramm an den Iran verteidigt.
Zugleich äußerte er sich kritisch zur Menschenrechtssituation in dem islamischen Land. Laut einer Erklärung des Bundespräsidialamts, die der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt, hatte Steinmeier in dem Telefonat betont, dass man “den Gesprächsfaden nach Teheran erhalten” müsse. Ein Schreiben zum Nationalfeiertag sei dabei “Teil von diplomatischen Gepflogenheiten, die tiefergehende und kritische Gesprächskontakte erst möglich machen”.
(KNA – tkmmr-89-00112)