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Jüdisches Studienwerk unbeeindruckt von AfD-Sympathiebekundungen

23. Juli 2019
AfD, ELES, Jüdisches Studienwerk
Siddur, Gebet an der Klagemauer. Bild: Pixabay

Berlin (KNA) Das jüdische Studienwerk ELES sieht die AfD trotz deren judenfreundlicher Äußerungen kritisch. Die Partei gebe “sich als Freund der jüdischen Gemeinschaft, wendet sich dabei gegen Muslime und weitere Minderheiten auf eine Art, die gegen Juden in Deutschland nicht möglich wäre”, sagte ELES-Geschäftsführer Jo Frank am Montag in Berlin. In einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) zum zehnjährigen Bestehen des Studienwerks betonte er: “Wer heute Moscheen verhindert, verhindert morgen Synagogen.”

Frank rief zum Kampf auf “gegen Populisten, die eine plurale Gesellschaft mit Homogenisierungsphantasien infrage stellen”. Alle zivilgesellschaftlichen Akteure hätten “eine gemeinsame Verantwortung für unsere Gesellschaft – ob sie dabei durch unsere religiösen oder weltanschaulichen Einstellungen geformt sind, ist sekundär. Von Vielfalt profitieren alle, niemand verliert dadurch”, so der ELES-Geschäftsführer.

Dabei gibt es nach seiner Einschätzung zwischen Juden und Muslime mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede. Sie stünden “sich nicht so antithetisch gegenüber, wie Nicht-Juden und Nicht-Muslime das oft denken”, betonte Frank. Trotz Spannungen zwischen den beiden Religionsgemeinschaften gebe es auf gesellschaftlicher Ebene mehr, “das uns eint, als was uns trennt: etwa die Migrationserfahrung, die religiöse Praxis”, sagte der ELES-Geschäftsführer. “Auf politischer Ebene gibt es vieles, über das wir zu streiten haben – manchmal auch schmerzvoll. Wie unser Verhältnis ist, das möchten wir jedenfalls gern selbst bestimmen.” ELES unterhält seit Anfang dieses Jahres eine Denkfabrik mit dem muslimischen Studienwerk Avicenna.

Frank äußerte sich auch zur bleibenden Bedeutung des Völkermords der Nationalsozialisten an den Juden. Die jüdische Gemeinschaft werde “immer verbunden sein mit der Schoah. Das wird sich nie ändern. Aber dass jüdisches Leben in Deutschland nicht mehr als etwas wahrgenommen wird, das Verwunderung hervorruft, das wird früher kommen, als man jetzt vermutet”, so der ELESGeschäftsführer. Daran habe auch die neue Generation ihren Anteil, die mit jüdischer Identität ganz anders umgehe. In der Kultur und den Künsten gebe es inzwischen eine Vielzahl jüdischer Akteure, ebenso in den Wissenschaften und den Medien. Seit der Gründung hat ELES rund 800 Studierende gefördert.

(KNA - tkrlt-89-00211)
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