Rangun (KNA) Keine Sippenhaft: Der birmanische Kardinal Charles Bo appelliert an die internationale Gemeinschaft, nicht das Volk von Myanmar wegen des Vorgehens der Armee gegen Rohingya vor internationalen Gerichten zu bestrafen. Bei ihren Bemühungen, “die Verantwortlichen für Verbrechen gegen die Menschlichkeit zur Rechenschaft zu ziehen”, dürfe sie nicht “jene, die nicht verantwortlich sind, unabsichtlich mitbestrafen”, zitiert der asiatische Pressedienst Ucanews (Montag) den Erzbischof von Rangun. Myanmar befinde sich nach Jahrzehnten der Militärdiktatur in einer “fragilen” politischen und gesellschaftlichen Übergangsphase, mahnte Kardinal Bo.
Im November wurden international drei Gerichtsverfahren gegen Myanmar wegen der gewaltsamen Vertreibung der muslimischen Minderheit der Rohingya eröffnet. Der afrikanische Staat Gambia hat mit Unterstützung der Organisation Islamischer Staaten (OIS) vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag Klage gegen Myanmar eingereicht.
In der ersten mündlichen Anhörung sollen Mitte Dezember (10. bis 12. Dezember) Kläger und Beklagte ihre Argumente vortragen. Für Myanmar will Staatsrätin Aung San Suu Kyi an der Spitze eines internationalen Anwaltsteams ihr Land verteidigen. Vor dem gleichfalls in Den Haag ansässigen Internationalen Strafgerichtshof sind Ermittlungen gegen Myanmar im Fall der Vertreibung eingeleitet.
Wenige Tage zuvor hatte Argentinien vor einem Gericht in Buenos Aires Klagen gegen Suu Kyi wegen Verbrechen gegen die Rohingya eingereicht. Argentinien beruft sich auf das juristische Prinzip einer “universellen Gerichtsbarkeit” in Fällen von “existenzieller Bedrohung” einer Minderheit.
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