München/Münster (KNA) Der Vatikan hat nach Aussage des Kirchenhistorikers Hubert Wolf schon in den späten 1930er Jahren den Islam als möglichen Partner gegen Faschismus, Kommunismus und Materialismus sondiert. 1938 seien weltweit Fragebögen mit 15 Fragen zum Islam verschickt worden, sagte Wolf der “Süddeutschen Zeitung” (Montag).
Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vom selben Tag führte er aus: “Wir wissen schon, dass am Ende des Pontifikats von Pius XI. (1922-1939) grundlegende Überlegungen angestellt wurden: Brauchen wir den Islam, eine monotheistische Weltreligion, als Partner gegen Kommunismus, Nationalismus, Liberalismus? Oder ist er mit katholischem Denken nicht zu vereinbaren?”
Der Münsteraner Kirchenhistoriker verspricht sich unter anderem zu diesem Thema neue Erkenntnisse von der bevorstehenden Öffnung der Vatikan-Archive zu Pius XII. Die meisten der Fragebögen zum Islam seien erst im neuen Pontifikat Pius XII. zurück nach Rom gekommen und könnten nun ausgewertet werden. Aus solchen Berichten erfahre man auch von der Gründung der Muslimbrüder in Kairo, so Wolf im SZ-Gespräch. Da heiße es etwa, “junge Männer fingen plötzlich an, sich hinter dunklen Bärten zu verstecken, weil sie glauben, das habe der Prophet Mohammed auch so gemacht”.
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