In Pakistan und Bangladesch bleiben die Moscheen offen Am Donnerstag/Freitag beginnt der islamische Fastenmonat. Der Zeitpunkt könnte schlechter nicht sein. In Asien tun sich einige große islamische Länder wie Pakistan schwer mit der Durchsetzung von Covid-19-Schutzmaßnahmen.
Michael Lenz (KNA)
Jakarta (KNA) Der islamische Fastenmonat Ramadan ist die Zeit großer Gebetsveranstaltungen in den Moscheen und der fröhlichen Zusammenkünfte von Familien beim opulenten Fastenbrechen nach Sonnenuntergang. Beides fällt im mehrheitlich islamischen Indonesien in der Corona-Krise aus. „Zur Vermeidung der Verbreitung zu Hause zu bleiben, wird in einer Zeit wie dieser als religiöse Pflicht angesehen“, sagte ein Sprecher der Fatwa-Kommission des Rates der Ulema, höchstes theologisches Gremium des indonesischen Islam. Für die Gelehrten im islamistisch dominierten Aceh steht das Gebet in der Moschee allerdings über dem Gesundheitsschutz. In Indonesiens einziger Provinz mit Scharia-Recht bleiben die Gotteshäuser deshalb offen.
Problematischer ist die Kombination von Ramadan und Covid-19 in Pakistan. Ungeachtet dessen, dass ein guter Teil der Infektionen in dem Land auf eine Massenveranstaltung der islamistischen Missionsgesellschaft Tablighi Jamaat zurückgeht, haben die Imame in einem halbherzigen Kompromiss mit der Regierung lediglich einer Reihe von Schutzmaßnahmen zugestimmt, jedoch die Verantwortung für deren Durchsetzung abgelehnt.
Als Chef des Komitees, das nach Sichtung der Mondsichel den offiziellen Beginn des Fastenmonats festlegt, verurteilte kurz vor dem Ramadan Mufti Muneeb ur Rehman Polizeieinsätze zur Durchsetzung der Schutzregeln. #WeStandWith_-MuftiMuneeb (Wir stehen zu Mufti Muneen) ist laut Medienberichten inzwischen zu einem Top-Hashtag auf Twitter geworden.
Covid-19 führt in Pakistan aber Religionen auch zusammen. Das katholische Hilfswerk Caritas Pakistan hat in drei Bistümern in Kirchen wie auch in Moscheen Desinfektionsmittel versprüht. „Der Koordinator des Caritas-Programms, mein Nachbar, hat großartig mit uns zusammengearbeitet. Vielen Dank für das Desinfektionsspray in unserer Islamschule und unserem Gebetsraum“, so der Sprecher einer Moschee in Hyderabad in einem YouTube-Video.
Mehr als 60 Prozent der weltweit rund 1,8 Milliarden Muslime leben im asiatisch-pazifischen Raum. Mit Indonesien, Pakistan und Bangladesch liegen hier die drei größten muslimischen Nationen der Erde. Hinzu kommen kleinere mehrheitlich islamische Länder wie Malaysia und Brunei. Im mehrheitlich hinduistischen Indien sind die rund 200 Millionen Muslime eine große Minderheit.
In Bangladesch ließ in dieser Woche die Trauerfeier für den islamischen Prediger Jubayer Ahmad Ansari Schlimmes für den Ramadan befürchten. Mehr als 100.000 Muslime setzten sich laut Polizeiangaben über den Corona-Lockdown hinweg und kamen zur Beisetzung des an Krebs verstorbenen Predigers. Ähnlich wie in Pakistan halten die einflussreichen islamischen Kleriker trotz Infektionsgefahr, Lockdown und Warnungen von Premierministerin Sheikh Hasina die Moscheen offen.
In Malaysia hingegen sind die Moscheen zu; verboten sind auch die beliebten Ramadan-Märkte. Erlaubt sind nur sogenannte „e-bazaars“, über die Mahlzeiten und Waren online bestellt und nach Hause geliefert werden können. Es gibt aber schon Anzeichen der Missachtung des Verbots der Ramadan-Märkte. Die Behörden im Bundesstaat Perlis wollen Garküchenbetreibern erlauben, ihre Stände vor ihren Häusern aufzubauen – ein potenzieller Magnet für größere Menschenansammlungen.
In einer mutigen Entscheidung hat Indonesiens Präsident Joko Widodo den jährlichen Massenexodus von Millionen Muslimen aus den Städten zum Idul Fitri genannten Fest nach Ende des Ramadan verboten. 2019 hatten sich 20 Millionen der 260 Millionen Indonesier zu Idul Fitri auf den Weg zu ihren Familien auf dem Land gemacht. Experten der Universität von Indonesien warnten bereits vergangene, die Reisewelle könnte allein auf Java – der bevölkerungsreichsten Insel Indonesiens – zu einer Million Neuinfektionen führen. Auf die Feiertage zum Fastenbrechen müssen die Indonesier trotzdem nicht verzichten. Sie sollen Ende Dezember nachgeholt werden.
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