Köln (KNA) Der Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide hat Jesus als “Brücke” zwischen Islam und Christentum bezeichnet. “Er ist eine Figur, die im Christentum sowieso im Zentrum steht, aber im Koran genau so”, sagte der Theologe in einem am zweiten Weihnachtsfeiertag veröffentlichten Interview des kirchlichen Kölner Internetportals domradio.de.
“Im Koran wird Jesus viel stärker gewürdigt, steht viel mehr im Zentrum, als Mohammed selbst. Das wissen die wenigsten”, betonte der Experte. Jesus werde im Koran als Wort Gottes und Geist Gottes bezeichnet, und seine Wunder würden dort auch beschrieben.
“Deshalb finde ich: Muslime sollten auch diesen Tag würdigen. Wenn ich sage, man gratuliert sich, oder feiert sogar Weihnachten, dann heißt das nicht, dass Muslime Christen werden, aber sie rufen diese Würdigung in Erinnerung”, bekräftigte Khorchide.
Auf die Frage, ob man ihm als Muslim “Frohe Weihnachten” wünschen könne, sagte Khorchide: “Ich finde man kann und man sollte auch.” Muslime glaubten an Jesus und seine Geburt: “In der 19. Sure des Korans – die übrigens den Namen Maria trägt – wird die Geburt Jesu ausführlich dargelegt. Sehr ähnlich, wie es auch in der Bibel dargelegt ist. Das heißt, Jesus geht Muslime sehr viel an.”
Jenseits der theologischen Auslegung gehe es in der “Lebenspraxis” um eine soziale Identität. “Und gerade in der Situation der Migration merken wir, dass manche doch auf Ab- und Ausgrenzung abzielen und diskutieren: Darf ich überhaupt dem christlichen Nachbarn zu Weihnachten gratulieren oder nicht?”, sagte der Theologe.
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