Rom (KNA) Nach der als historisch bewerteten Papstreise in den Irak hat der langjährige Nuntius in Bagdad, Kardinal Fernando Filoni, zu Geduld und Behutsamkeit gemahnt. In dem von Kriegen und Spaltungen beherrschten Land stehe man “erst am Anfang einer neuen Mentalität”, so Filoni in einem Interview der Zeitung “Avvenire” (Dienstag). Es sei wichtig und “an sich schon ein Wendepunkt”, wenn Gruppen, “die bisher in sich selbst verschlossen waren, aufhören, andere als feindlich und ‘unrein’ wahrzunehmen”.
Die Begegnung des Papstes mit dem schiitischen Großajatollah Ali al-Sistani sei “ein erster Kontakt”, der vor allem durch den Papst gewollt und bestimmt gewesen sei. Jetzt müssten weitere wirkliche Begegnungen und ein Dialog eröffnet werden, “bestimmt von Behutsamkeit und Klarheit”. Bei allem notwendigen und verständlichen Enthusiasmus müsse man “mit den Füßen auf dem Boden bleiben, sehr realistisch sein”.
Katholiken und Schiiten stünden erst am Anfang eines neuen Dialogs, für den es “in einer sehr komplexen Situation keine Abkürzungen gibt”. Doch die “Tatsache, dass der Führer eines sehr wichtigen und wesentlichen Teils der Schiiten dieses Treffen wollte”, so Filoni, eröffne neue Möglichkeiten für eventuell sehr weitreichende Gespräche.
Filoni war von 2001 bis 2007 Nuntius im Irak; als einziger westlicher Botschafter verließ er Bagdad im Zweiten Irak-Krieg nicht. Aktuell ist Kardinal Filoni amtierender Großmeister des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem; er hatte den Papst auf dessen Irak-Reise am vergangenen Wochenende begleitet.
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