Berlin (KNA) Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) hält rund 2.000 Islamisten in Deutschland für besonders gefährlich. “Das sind alle, denen wir als Nachrichtendienst potenziell Terror bis hin zu Anschlägen zutrauen”, sagte BfV- Präsident Thomas Haldenwang dem “Tagesspiegel” (Samstag) anlässlich des 20. Jahrestag der Anschläge von 9/11. Die Zahl sei höher als die der Islamisten, die von der Polizei als Gefährder eingestuft werden, da der Verfassungsschutz gefährliche Personen “auch schon vor einer möglichen Strafbarkeit als Risiko einstufen” könne. Das Bundeskriminalamt sprach auf Anfrage des Tagesspiegels von aktuell 551 islamistischen Gefährdern und 536 “relevanten Personen”, das sind potenzielle Unterstützer von Terroristen.
Nach dem Sieg der Taliban in Afghanistan bereitet sich demnach das Bundesamt für Verfassungsschutz auf eine wachsende Gefahr durch islamistischen Terror vor. “In Teilen der islamistischen und auch der dschihadistischen Szene in Deutschland waren Freudenbekundungen und positive Reaktionen zur Machtübernahme der Taliban zu beobachten”, sagte Haldenwang. Das BfV befürchtet, dass “islamistische Gruppierungen den Sieg der Taliban für eine Propaganda-Offensive nutzen, ihn heroisieren und für die ganze islamistische Szene in Anspruch nehmen”. Das wirke “gerade auf junge Anhänger sehr stark”. Diese identifizierten sich “lieber mit Gewinnern als mit Verlierern”, sagte Haldenwang. “Und jetzt gibt es wieder Gewinner.”
Sorge bereite dem BfV auch, dass die Terrormiliz “Islamischer Staat” (IS) versuche, “sich in Europa wieder verstärkt zu organisieren”. Wenn das gelingen sollte, “wären wieder komplexe Anschläge vorstellbar”, sagte Haldenwang. Ein Selbstmordkommando des IS hatte im November 2015 Paris angegriffen und 130 Menschen getötet.
Haldenwang betonte, die Abteilung 6 im BfV, die sich mit islamistischem Terror befasst, “ist so aufgestellt, dass sie möglichen neuen Bedrohungen gewachsen ist”. Ohnehin müsse ständig damit gerechnet werden, “dass radikalisierte Einzeltäter Attentate verüben”. Das BfV setze “starke Ressourcen” ein, betonte der Präsident des Bundesamtes.
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