Bau in Zeltform erinnert an die Moses-Geschichte.
In Bahrain eröffnet in Kürze der zweitgrößte katholische Kirchenbau auf der Arabischen Halbinsel. Im Land leben Zehntausende christliche Gastarbeiter. Dem Königshaus kommt die kirchenpolitische Aufwertung gelegen. Von Gerhard Arnold (KNA)
Manama (KNA) Das kleine Inselkönigreich Bahrain im Persischen Golf möchte als Land kultureller und religiöser Toleranz gegenüber den vielen nichtmuslimischen Gastarbeitern gelten. Sie genießen religiöse Entfaltungsmöglichkeiten, die in der Region nicht selbstverständlich sind. Etwa 9 Prozent der Gesamtbevölkerung von rund 1,7 Millionen Menschen gehören christlichen Kirchen und Gemeinschaften an. Es gibt 19 christliche Gottesdienstorte.
Etwa 80.000 ausländische Arbeitskräfte gehören der katholischen Kirche an; viele stammen aus den Philippinen und Indien und sind in zwei Kirchengemeinden organisiert. Die älteste, Sacred Heart Church Bahrain in der Hauptstadt Manama, besteht bereits seit 1938. Ein Jahr später konnte eine Kirche gebaut werden, das erste christliche Gotteshaus in der Golfregion. Räumlich vergrößert und um Nebengebäude erweitert besteht diese Mutterkirche bis heute.
Durch das stetige Gemeindewachstum entstand später die neue Gemeinde Our Lady of the Visitation in Awali, etwa 20 Kilometer südlich von Manama. Die Katholiken werden von insgesamt sechs Priestern des Kapuzinerordens unter der Leitung von Pater Xavier Marian D’Souza betreut. Insbesondere die Hauptkirche in Manama bietet freitags und samstags eine Vielzahl von Gottesdiensten in verschiedenen Sprachen an, platzt aber regelmäßig aus allen Nähten.
Papst Benedikt XVI. bat deshalb schon beim Antrittsbesuch des ersten bahrainischen Botschafters beim Heiligen Stuhl 2008 um die Genehmigung eines weiteren Kirchenbaus. Das Herrscherhaus sagte auch generell zu. Im Mai 2011 erneuerte König Hamad Bin Isa Al Khalifa sein Versprechen. Anlass war die Aufteilung des bisherigen Apostolischen Vikariates für Arabien, das die Arabische Halbinsel und Kuwait umfasste, in zwei Vikariate für Nord- und Südarabien. Bahrain gehörte nun zum Bereich Nordarabien, zusammen mit Kuwait, Katar und Saudi-Arabien. Die anderen Länder wurden dem Vikariat Südarabien mit Bischofssitz in Abu Dhabi eingegliedert.
Der Plan des Vatikan, den bisherigen Verwaltungssitz von Kuwait nach Bahrain zu verlegen, versprach König Hamad eine kirchliche Aufwertung seines Königreichs. Sie war dem Herrscher die Übertragung eines Grundstücks für einen Kathedralbau wert. Doch erst 2013 übergab der Herrscher Bischof dem Apostolischen Vikar für Nordarabien, Camillo Ballin, die Urkunde über rund 3.000 Quadratmeter Land am südlichen Stadtrand von Awali. Ein Grund für die Verzögerung waren Proteste von Islamisten gegen einen Kirchenbau. Bis zur Grundsteinlegung im Juni 2018 sollte es noch weitere fünf Jahre dauern. Das hing mit einer langen Planungsphase und mit dem Zeitbedarf für die Einwerbung von Spendengeldern zusammen.
Die Website der neuen Kathedrale zeigt in Computersimulationen die beachtliche Größe des Baus. Das Gotteshaus, künftig das zweitgrößte der Golfregion, wird Raum für etwa 2.300 Menschen bieten. Mit der hohen Kuppel ähnelt es bewusst einem Zelt, in Erinnerung an Mose, der nach dem Alten Testament das “Zelt der Zusammenkunft” bauen ließ, Gottes Wohnung beim Volk Israel. Handgemalte Ikonen aus einer italienischen Werkstatt mit biblischen Szenen schmücken die Apsis. Auch Altar, Taufbecken und Kirchenbänke wurden in Italien gefertigt. Seitlich versetzt steht ein fünfstöckiges Multifunktionsgebäude mit großem Pfarrsaal, zahlreichen Räumen für Katechese, Diensträume der Seelsorger und Platz für das Bischofsbüro.
Der Bau kostete umgerechnet rund 25 Millionen Euro und ist nun abgeschlossen. Die festliche Einweihung ist für 9./10. Dezember vorgesehen, die staatliche im Beisein von König Hamad bin Isa, die kirchliche Weihe am Folgetag mit Kardinal Luis Tagle, Präfekt der vatikanischen Kongregation für die Evangelisierung der Völker. Die vielen Katholiken im Umkreis von Awali profitieren also schon bald von vielen zusätzlichen Gottesdiensten und Religionsunterricht für ihre Kinder.
Vergangene Woche (25. November) übermittelte das Herrscherhaus eine Einladung an Papst Franziskus. Immerhin: Arabien wäre für das Kirchenoberhaupt kein Neuland mehr. Im Februar 2019 besuchte Franziskus mit Abu Dhabi als erster Papst überhaupt die Arabische Halbinsel.
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