Jakarta (KNA) Die Nationale Antiterrorbehörde Indonesiens warnt vor einer zunehmenden Unterwanderung islamischer Internatsschulen durch Terrornetzwerke. Mindestens 198 solcher Internate hätten nach neusten Erkenntnissen Verbindungen zu radikalislamischen Gruppen wie “Jamaah Ansharut Khilafah” (JAK), “Jemaah Islamiyah” (JI) und “Jamaah Ansharut Daulah” (JAD), berichtete der asiatische Pressedienst Ucanews am Mittwoch unter Berufung auf den Chef der Behörde, Boy Rafli Amar.
JI, mit Verbindungen zur Terrororganisation Al-Kaida, wird für mehrere Terrorakte der vergangenen zehn Jahre in Indonesien verantwortlich gemacht, etwa die Bombenanschläge 2002 auf der Ferieninsel Bali und auf Kirchen in Jakarta. JAD versteht sich als lokaler Ableger des IS und wird unter anderem mit dem Sprengstoffanschlag auf die Kathedrale von Jolo auf den Philippinen 2019 in Verbindung gebracht. Für JAK ist der bewaffnete Kampf ein langfristiges Ziel, zu dessen Vorbereitung die Organisation religiöse Missionsarbeit zur Verbreitung eines fundamentalistischen Islam setzt.
Stanislaus Riyanta, Geheimdienstexperte der staatlichen Universität von Indonesien, ist nach eigenen Worten nicht überrascht über die Ergebnisse der Behörde. Die Terrorgruppen “wollen politische Macht gewinnen. Das erste, was sie tun müssen, ist, mehr Mitglieder zu rekrutieren”, sagte Riyanta zu Ucanews. Die islamischen Internate seien dafür perfekt geeignet. Der Staat müsse eine “konzertierte Anstrengung” unternehmen, um den “Extremismus in diesen Schulen auszurotten”, betonte der Experte.
Indonesien ist die weltweit größte mehrheitlich islamische Nation. Präsident Joko Widodo hat seit seiner Wiederwahl 2019 eine Reihe von Maßnahmen zur Bekämpfung des erstarkten politischen Islam ergriffen, der die Umwandlung der säkularen Republik Indonesien in ein islamisches Kalifat zum Ziel hat.
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