Berlin (KNA) Der Streit um die geplante Berliner “Anlauf-und Dokumentationsstelle” für religiös begründetes Mobbing an Schulen geht in eine neue Runde. In einem am Freitag veröffentlichten Brief an das Berliner “Forum der Religionen” warf der Neuköllner Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) dem Koordinierungsrat des Forums fehlende Bereitschaft zum Dialog mit den Unterstützern des Projekts. Die Folge sei “eine Kritik, die nicht nur verkürzt, sondern in Zügen verleumderisch ist und damit als stark despektierlich wahrgenommen wird”.
Hinter der geplanten Stelle für “konfrontative Religionsbekundung” stehen das Bezirksamt Neukölln und der “Verein für Demokratie und Vielfalt” (DeVi), der sie einrichten will und bislang keine staatliche Förderung dafür erhält. Wie andere Kritiker bemängelte auch das Religionen-Forum, dass das Projekt vor allem Schülerinnen und Schüler muslimischen Glaubens im Blick habe. Dadurch würden bereits weit verbreitete antimuslimische Einstellungen gestärkt und antimuslimischer Rassismus gefördert, so der Koordinierungsrat. Die 27 Mitglieder von Kirchen, islamischen und jüdischen Gemeinden sowie kleineren Religionsgemeinschaften hat ihre Kritik in einer in der vergangenen Woche verbreiteten Erklärung vorgebracht.
Hikel warf ihnen vor, einen “Automatismus zwischen konfrontativer Religionsbekundung und dem Islam” herzustellen. Dagegen sei er überzeugt, dass die meisten Muslime “ihren Glauben nicht über den von anderen stellen”. Der Bezirksbürgermeister betonte weiter, dass die im vergangenen Dezember von DeVi-Verein vorgestellte “Bestandsaufnahme” des Problems an Neuköllner Schulen auch sozioökonomische Bedingungen und Diskriminierungserfahrungen aufgreife. Überdies gehe es bei der Stelle nicht nur um eine anonyme Dokumentation von Vorfällen, sondern auch um deren pädagogische Begleitung.
Am Berliner Forum der Religionen beteiligen sich nach eigenen Angaben regelmäßig Mitglieder von über 20 Religionsgemeinschaften. Es entstand aus dem “Berliner Dialog der Religionen”, zu dem der damalige Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) 2011 eingeladen hatte. Das Forum veranstaltet unter anderem die Berliner “Lange Nacht der Religionen”.
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