Berlin (KNA) Der islamische Religionspädagoge Mouhanad Khorchide hat sich besorgt über die Ablehnung von Homosexualität durch muslimische Studierende geäußert. In der Vergangenheit habe es Mobbingfälle nach dem Outing einzelner Studierender gegeben, berichtete der Professor der Universität Münster bei der Podiumsdiskussion “Coming out: Homosexualität. Ein Grundproblem der Weltreligionen” am Dienstag in Berlin. Viele Muslime betrachteten Homosexualität als Sünde; homosexuelle Studierende müssten vielfach zunächst lernen, sich selbst anzunehmen. Khorchide sagte, er selbst versuche Betroffenen zu vermitteln, dass Gott liebend und barmherzig sei sowie ihnen Mut zu machen.
Der Wissenschaftler hob die Rolle der islamischen Theologie an den Universitäten für das Thema hervor: “Damit haben wir Räume der theologischen Reflexion, wo man Fragen stellen kann, wo man Fragezeichen setzen kann”, erklärte er. Sorge bereite ihm, dass die innermuslimische Diskussion um Homosexualität in Deutschland weniger theologisch als “identitätspolitisch” geführt werde.
Die evangelische Theologin Isolde Karle berichtete von einem Wandel in der evangelischen Kirche in Deutschland: Mittlerweile gebe es in fast allen Landeskirchen gleichgeschlechtliche Paarsegnungen oder Trauungen. Diese hätten – entgegen mancher Bedenken – das Ehemodell gestärkt. Für die Zukunft erwartet die Theologin nach eigenen Worten eine Normalisierung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. Es werde aber auch immer Gegenbewegungen geben, so Karle.
Der katholische Theologe Michael Brinkschröder sagte, die Katholiken in Deutschland seien “weit progressiver als der Klerus, als der Vatikan” bei der Akzeptanz von Homosexualität, Sex außerhalb der Ehe und anderen aktuellen Fragen. Mit dem Reformprozess Synodaler Weg sei die katholische Kirche in Deutschland nun die “Speerspitze” von Reformbewegungen weltweit, so der Religionslehrer.
Der Rabbiner Alexander Grodensky berichtete von einer großen Akzeptanz homosexueller Partnerschaften bei der Mehrheit der Juden weltweit. Er forderte zudem, die Gleichberechtigung von Frauen stärker umzusetzen.
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