Abu Dhabi (KNA) Der scheidende katholische Bischof für die Arabische Halbinsel Paul Hinder (80) sieht dort Fortschritte bei der Religionsfreiheit für Christen. “Die Toleranz ist in meiner Dienstzeit gewachsen”, sagte er am Sonntag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Während seiner 18-jährigen Dienstzeit in der Ursprungsregion des Islam habe er erlebt, “dass es echtes Bemühen gibt, aufeinander zuzugehen”. Dies habe unter Papst Franziskus noch zugenommen, der mit seiner Reise nach Abu Dhabi 2019 als erster Papst die Arabische Halbinsel besuchte. Er selbst sei von Muslimen stets mit größtem Respekt behandelt worden und habe acht neue Kirchen weihen können, fügte Hinder hinzu.
Die Konfrontation mit anderen Kulturen und Religionen fördere in den Golfstaaten die Ansätze zu Reformen. “Sie müssen, sollen sie nachhaltig sein, innerhalb des Islam wachsen, auch wenn sie indirekt von außen angestoßen werden”, betonte der Bischof. Die manchmal noch zaghaften Reformen im Rechtswesen der Staaten gingen eindeutig in Richtung Modernisierung. “Das bedeutet aber nicht, dass der Prozess exklusiv in die Richtung der europäisch verstandenen Aufklärung geht.” Der Import von westlichem Lebensstil führe gerade bei jungen Menschen zu Identitätsproblemen und bei den älteren manchmal zu Vorbehalten und Nostalgie.
Der Schweizer Paul Hinder wurde 2004 Weihbischof und im Folgejahr Apostolischer Vikar von Arabien. Nach der Teilung des Gebietes durch Papst Benedikt XVI. (2005-2013) übernahm der Ordensmann der Kapuziner den südlichen Teil mit den Ländern Jemen, Oman und Vereinigte Arabische Emirate. Amtssitz ist deren Hauptstadt Abu Dhabi. Zuletzt fungierte er auch als Administrator für das Nördliche Arabien (Katar, Bahrain, Saudi-Arabien). Damit war er zuständig für das größte Kirchengebiet der Welt. Dort leben heute 3,5 Millionen Katholiken, überwiegend Arbeitsmigranten aus Asien.
Anfang Mai nahm Papst Franziskus den altersbedingten Rücktritt des 80-Jährigen an. Sein Nachfolger wird der bisherige Mailänder Weihbischof Paolo Martinelli (63), der ebenfalls dem für Arabien zuständigen Kapuzinerorden angehört.
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