Hamburg (KNA) Viele Muslime in Deutschland wünschen sich nach Worten des Erziehungswissenschaftlers Harry Harun Behr eine muslimische Friedhofskultur. Dies habe “vor allem spirituelle, ästhetische und sinnliche Beweggründe”, sagte Behr dem “Spiegel” (Samstag). Er ist Autor der “Ditib-Jugendstudie” der Goethe-Universität Frankfurt, die Ende April vorgestellt wurde.
Laut Studie kann sich “die große Mehrheit” der befragten muslimischen Jugendlichen nicht vorstellen, in Deutschland beerdigt zu werden. Zugleich hätten 77 Prozent der Aussage zugestimmt, sich in Deutschland zu Hause zu fühlen. Dies sei nicht unbedingt ein Widerspruch, erklärte der Forscher: “Beim einen geht es ums Jenseits, beim anderen ums Diesseits. In der islamischen Tradition besuchen Muslime regelmäßig die Friedhöfe und beten für die Verstorbenen. Das ist in Deutschland nicht sehr verbreitet, und muslimische Friedhöfe entstehen erst nach und nach.”
Viele Befragte litten zudem unter einem fehlenden Sicherheitsgefühl in Deutschland. “Sie fürchten sich vor rassistisch motivierten Übergriffen”, sagte Behr. Auch hätten viele von der Sorge berichtet, “nicht alles erreichen zu können, was sie im Leben möchten – obwohl sie die Fähigkeiten dazu hätten.” Dabei könne Diskriminierung eine “gefährliche Dynamik” bis hin zu Radikalisierung erst in Gang setzen, warnte der Experte.
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