Frankfurt (KNA) Weder das Judentum noch der Islam sind nach Worten von Experten “grundsätzlich transfeindlich”. Vielmehr sei der Umgang mit Transgender-Personen “im Judentum wie im Islam in Theorie und Praxis durch Widersprüche gekennzeichnet”, schreiben die Politologin Saba-Nur Cheema und der Direktor der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt, Meron Mendel, in der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” (Samstag). In Deutschland erscheine ihnen der Umgang mit dem Thema “verkrampfter” als in ihren Herkunftsländern Pakistan und Israel, so die Autoren.
Als 1998 mit der israelischen Sängerin Dana International die erste Transfrau den Eurovision Song Contest gewonnen habe, sei sie in die Knesset eingeladen und dort gefeiert worden. “Auch die israelische Armee gilt als Vorbild für die Akzeptanz von Transmenschen”, heißt es. Ihnen stünden dort “(fast) alle Türen offen, vom Aufklärungsdienst bis zum Piloten. In den jüdischen religiösen Quellen komme das Thema nicht explizit vor; im Talmud werde “zumindest das dritte Geschlecht anerkannt”. Ebenso gingen manche Islamwissenschaftler davon aus, dass im Koran “andere Geschlechter – etwas ‘zwischen’ Mann und Frau, ohne weitere Ausführungen – erwähnt werden” und dass Aussprüche des Propheten Mohammed die “Anerkennung von Transmenschen” belegten. “Doch bringt das den Betroffenen nicht viel, denn die Praxis in den meisten islamisch geprägten Staaten und Gesellschaften ist transfeindlich”, schreiben Cheema und Mendel.
In Pakistan gebe es indes bereits seit 2009 den offziellen dritten Geschlechtseintrag; das Geschlecht werde dort “nach dem Identitätsempfinden definiert. In dem südasiatischen Land stehe nicht zur Debatte, “dass auch Transmenschen Teil der muslimischen Gemeinschaft sind”. In der Vergangenheit seien Betroffene indes häufig von ihren Angehörigen verstoßen worden, hätten in eigenen Communities gelebt und Anfeindungen erlebt. Im März 2018 sei ein Antidiskriminierungsgesetz verabschiedet worden, so die Autoren.
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