Mainz/Berlin (KNA) Islamisten versuchen nach Angaben von Jugendschutz-Experten verstärkt, Jugendliche im Internet für extremistisches Gedankengut zu ködern. Dabei nutzen sie besonders die bei Jugendlichen populären Dienste wie TikTok oder Instagram und inszenieren sich nach dem Vorbild populärer Inuencer als nahbar und authentisch, wie der am Mittwoch in Mainz veröffentlichte Lagebericht “Islamismus im Netz 2021/22 von jugendschutz.net ergab.
Jugendschutz.net ist das gemeinsame Kompetenzzentrum von Bund und Ländern für Jugendschutz im Internet. Der Leiter der Einrichtung, Stefan Glaser, erläuterte, Islamisten tarnten ihre Propaganda als Lifestyle, “sie geben sich jung, nahbar und authentisch”. Die vermeintlichen Kumpeltypen heben sich vom gängigen Bild islamistischer Prediger ab, was bei vielen gut ankomme.
Es gebe auch eine Zunahme von LGBTQ-feindlichen Beiträgen, so Glaser. LGBTQ steht für Menschen, die sich als lesbisch, schwul, bisexuell, Transgender oder queer identi- zieren. “Queere Menschen werden diamiert, in einschlägigen Zirkeln auf Telegram wird zu Gewalt und Mord aufgerufen, sagte der Jugendschutz-Experte.
Religiöse und politische Extremisten versuchten, mit attraktiv verpackter Propaganda Jugendliche anzusprechen, erklärte Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) in Berlin. “Sie verstecken ihre menschenfeindliche Weltsicht in vermeintlich harmlosen Botschaften auf populären Social-Media-Kanälen.” Hier sei konsequentes Einschreiten nötig. Die Plattformanbieter müssten ihrer Sorgfaltspflicht nachkommen und Hass-Posts schnell und zuverlässig entfernen, forderte die Ministerin.
Von Januar 2021 bis Juni 2022 registrierte jugendschutz.net nach eigenen Angaben im Themenfeld Islamismus 557 Verstöße. In 94 Prozent der Fälle sei eine Löschung oder Sperrung erreicht worden. Bei den meisten Verstößen handelte es sich um die Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Fast alle registrierten Fälle – über 90 Prozent – fanden sich demnach auf Social-Media-Diensten.
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