Berlin (KNA) Reporter ohne Grenzen (RSF) fordert ein Ende der gerichtlichen Schikanen des Iran gegen Nilufar Hamedi und Elahe Mohammadi. Die beiden bekannten iranischen Journalistinnen wurden laut RSF nach 15 Monaten Haft am Sonntag gegen Kaution vorübergehend freigelassen. Weil sie auf Fotos jedoch ohne die im Iran verpflichtende Bedeckung der Haare zu sehen sind, drohe ihnen erneut Haft.
„Nach monatelangen Bemühungen um ihre Freilassung waren wir erleichtert, Nilufar Hamedi und Elahe Mohammadi lächelnd außerhalb der Mauern des Evin-Gefängnisses zu sehen“, sagte RSF-Vorstandssprecherin Katja Gloger am Mittwoch in Berlin. Am Sonntagabend kursierten in den sozialen Medien Fotos, auf denen die beiden Journalistinnen gemeinsam vor dem Evin-Gefängnis stehen, jeweils ohne das Haar zu bedecken. Am Montag hätten die Justizbehörden angekündigt, Hamedi und Mohammadi strafrechtlich zu verfolgen, weil sie sich in der Öffentlichkeit ohne Hidschab gezeigt hätten, berichtete Reporter ohne Grenzen.
Die beiden Journalistinnen hatten im September 2022 als erste über den Tod der kurdischen Studentin Jina Mahsa Amini in Polizeigewahrsam berichtet. Dafür wurden sie eingesperrt, wegen „Zusammenarbeit mit dem feindlichen Staat USA“, „Verschwörung gegen die nationale Sicherheit“ und „staatsfeindlicher Propaganda“ angeklagt und schließlich im Oktober zu sieben (Hamedi) und sechs (Mohammadi) Jahren Haft im Evin-Gefängnis verurteilt. Dieses Gefängnis ist für Folter berüchtigt.
Am 14. Januar kamen sie laut Journalistenorganisation gegen eine hohe Kaution von umgerechnet jeweils 185.000 Euro und unter der Auflage, den Iran nicht zu verlassen, aus dem Gefängnis frei. Weil ihre Berufungsprozesse gegen die langen Haftstrafen noch ausstehen, können die iranischen Behörden ihnen die Freiheit jederzeit entziehen.
Seit Beginn der Proteste der „Frau, Leben, Freiheit“- Bewegung, die nach dem gewaltsamen Tod von Jina Mahsa Amini ein Ende der Unterdrückung im Iran gefordert hatte, sind laut RSF mindestens 85 Medienschaffende verhaftet worden. Neben 17 Journalisten seien im Iran derzeit noch vier Journalistinnen inhaftiert: Vida Rabbani, Saida Schafiei, Nasim Sultan Beigi und Narges Mohammadi, die 2023 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde und weiterhin schikaniert werde, weil sie sich auch aus dem Gefängnis heraus für ihre inhaftierten Kolleginnen eingesetzt habe. Auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen steht der Iran auf Rang 177 von 180.
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