Wissen und Einstellungen zu Islam und Muslimen sind in Deutschland oft noch lückenhaft oder einseitig. Dem entgegenwirken soll eine neue Forschungsstelle an der Universität Münster.
Münster (KNA) Die Universität Münster eröffnet am Mittwochabend eine Forschungsstelle Islam und Politik. Sie ist laut Hochschule am Zentrum für Islamische Theologie (ZIT) angedockt und kooperiert mit dem Exzellenzcluster „Religion und Politik“. Die Einrichtung erforsche das Verhältnis von Islam und Muslimen zur Politik in und außerhalb Europas. Die wissenschaftliche Leitung hat Mouhanad Khorchide, der auch dem ZIT vorsteht.
„Wir brauchen mehr Wissen über den aktuell gelebten Islam – theoretisch informiert und empirisch erhoben“, erklärte Khorchide. „Wir möchten zu einer allgemeinen Ansprechstelle für Politik, Journalismus und die Bevölkerung werden und wissenschaftlich fundiert über den aktuellen Islam informieren, etwa als Grundlage für politische Beschlüsse“, führte die Religionspsychologin Sarah Demmrich aus. Sie hat mit der Islam- und Politikwissenschaftlerin Evelyn Bokler-Völkel die stellvertretende Leitung inne.
Der Fokus richtet sich den Angaben zufolge auf die Gestaltung von Gesellschaft, Kultur, Staat und Politik anhand von Werten und Normen, die als islamisch angesehen werden. Dabei gehe es um die Gestaltung innerhalb der Grundsätze des demokratischen Rechtsstaates (parteipolitisches oder ehrenamtliches Engagement) wie außerhalb (Islamismus, Radikalisierung und deren Prävention). Entsprechend soll die Forschungsstelle vier Zugänge zum Thema Islam und Politik vereinigen: einen theologischen, einen historischen, einen sozialwissenschaftlich theoretischen und einen sozialwissenschaftlich empirischen.
Donnerstag kommender Woche startet die Forschungsstelle eine Ringvorlesung. Khorchide hält den ersten Vortrag. Sein Thema: „Muslimische Judenfeindlichkeit? Eine islamisch-theologische Perspektive“
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