Berlin (KNA) Der Schulbesuch in Deutschland trägt einer Untersuchung zufolge zum Abbau von Vorurteilen gegenüber anderen Kulturen und Religionen bei. Demnach sind Befragte mit Migrationshintergrund, die in Deutschland die Schule besucht haben, seltener antisemitisch oder antimuslimisch eingestellt als jene, die in einem anderen Land zur Schule gegangen sind. Das geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten Integrationsbarometer 2020 des Sachverständigenrats für Integration und Migration (SVR) hervor.
Generell seien antisemitische und antimuslimische Einstellungen in Deutschland auch weiterhin kein Randphänomen. Sie seien vielmehr bei Menschen ohne und mit Zuwanderungsgeschichte weit verbreitet, hieß es.
Das Integrationsbarometer ist den Angaben zufolge eine repräsentative Umfrage unter Menschen mit und ohne Migrationshintergrund in Deutschland. Es misst demnach das Integrationsklima in der Einwanderungsgesellschaft und erhebt Einschätzungen und Erwartungen in Bezug auf Integration und Migration. Für das Integrationsbarometer 2020 wurden zwischen November 2019 und August 2020 insgesamt 15.095 Personen bundesweit interviewt.
Bei Menschen, die regelmäßig Kontakt zu Personen anderer Herkunft hätten, seien Ressentiments deutlich seltener. So hätten sich Befragte mit und ohne Migrationshintergrund, die Menschen mit anderer Herkunft in ihrem Freundes- oder Bekanntenkreis haben, seltener antimuslimisch geäußert. Insgesamt seien Vorbehalte gegen Muslime bei Menschen mit Migrationshintergrund, die nicht selbst dem muslimischen Glauben angehören, größer. Knapp 43 Prozent von ihnen sagen, dass der Islam in die deutsche Gesellschaft passe. Bei den Befragten ohne Migrationshintergrund meinten dies mehr als die Hälfte.
Statistisch gesehen nehmen Menschen mit Migrationshintergrund häufiger eine antisemitische Haltung ein. Nach Auswertung der Daten seien antisemitische Einstellungen unter türkeistämmigen Musliminnen und Muslimen zum Teil religiös-theologisch begründet. Die Haltung von arabischstämmigen Zugewanderten sei dagegen eher auf das politisch-gesellschaftliche Narrativ im Herkunftsland zurückzuführen. Es sei zudem deutlich geworden, dass auch Diskriminierungserfahrungen zum Tragen kämen. Menschen mit Migrationshintergrund, die sich aufgrund ihrer Herkunft diskriminiert fühlten, neigten häuger zu antisemitischen Einstellungen als andere Personen.
Als Handlungsempfehlungen gaben die Autoren der Studie der Politik mit auf den Weg, interkulturelle und interreligiöse Kontakte vor allem auf kommunaler Ebene zu stärken und dabei möglichst muslimische Organisationen einzubinden. Zudem empfahlen sie, das Wissen um und die Auseinandersetzung mit dem Holocaust zu vertiefen – in der Schule und auch in Integrationskursen. Imame sollten zudem verstärkt in Deutschland ausgebildet werden.
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